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18.04.2024

Die Krems-Wachtberg Zwillinge – was genau geschah vor 31.000 Jahren?

In der ersten Grabungskampagne 2005 entdeckte man die Bestattung von zwei Säuglingen in Hockerposition, unter einem Mammutschulterblatt. DNS-Analysen konnten klären, dass es sich um männliche eineiige Zwillinge handelt. Die Untersuchung der Knochen- und Zahnentwicklung sowie das Vorhandensein eines Stillsignals zeigen, dass eines der Babys (Individuum 2) kurz vor, während oder kurz nach der Geburt starb, während das andere (Individuum 1) etwa sechs bis sieben Wochen lebte, bevor es verstarb.

@ GFF NÖ

Was interdisziplinäres Arbeiten auf höchstem Niveau bedeutet und an wissenschaftlichen Erkenntnissen hervorbringen kann, wurde am 11. April bei der Präsentation des ForschungsprojektesWachtberg Zwillinge II - Digitalisierung und Rekonstruktion einer jungpaläolithischen Zwillingsbestattung von Krems-Wachtberg“ (GLF21-2-006) deutlich.

Projektleiterin Mag. Dr. Stefanie Stelzer von der Karl Landsteiner Privatuniversität (KLU) präsentierte gemeinsam mit Univ.-Prof. DI Dr. Dieter Pahr, dem Fachbereichsleiter für Biomechanik, und allen Partner*innen den aktuellen Stand der Studie.

Das Projekt entstand als Folgeprojekt einer Pilotstudie (FTI17-010) im Zuge der Aufarbeitung des Sensationsfundes der 31.000 Jahre alten Wachtberg-Zwillinge, die während der archäologischen Grabungen von 2005-2015 auf der Südterrasse von Krems-Wachtberg zutage gefördert wurden. Da die eineiigen männlichen Säuglinge von den Bestattenden mit dem Schulterblattknochen eines Mammuts geschützt und mit Rötelpaste eingerieben wurden, waren ihre Knochen bei der Freilegung noch sehr gut erhalten. Dies ist umso bemerkenswerter, als zu dieser frühen Zeit des modernen Menschen in der Region um den Wachtberg Permafrost vorherrschte und die Bestattung in nur ca. 15 cm Tiefe erfolgte. Insgesamt sind aus Eurasien für das Jungpaläolithikum nur wenige Bestattungen bzw. vollständige menschliche Fossilien bekannt.  

Dieser für die archäologische Wissenschaftscommunity einzigartige Fund soll nun auch über die Grenzen hinaus für andere Wissenschaftler*innen und Interessierte zugänglich gemacht werden. Dies wird durch die Digitalisierung mittels µCT-Scanner und die Aufbereitung sowohl der Fundstücke als auch der Fundstelle in 3D-Modellen ermöglicht. Zur Archivierung und Weitergabe der gewonnenen Daten wird eine entsprechende Datenbank aufgebaut. Die virtuelle Rekonstruktion ermöglicht weitere Forschungen ohne die fragilen Originalknochen weiter zu strapazieren. Damit erlaubt das Projekt Einblicke in die ontogenetische Entwicklung und das Verhalten der frühen Menschen in der Region um das heutige Krems. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Karl Landsteiner Privatuniversität (KLU), der Universität für Weiterbildung Krems (UWK), dem Naturhistorischen Museum Wien (NHM) und dem Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAI).

Die Core Facility am Campus Krems, die von den am Campus ansässigen Institutionen gemeinsam genutzt wird, ermöglicht die Digitalisierung und Herstellung von lasergedruckten Rekonstruktionen der Fundstücke.

Das Forschungsteam:

KLU:

UWK:

NHM:

ÖAW - Österreichisches Archäologisches Institut:

Das Projekt wird von der GFF NÖ im Rahmen des FTI Call 2017 – Digitalisierung mit Mitteln des Landes Niederösterreich gefördert. Mehr dazu: https://gff-noe.at/calls/details/FTI17-010/

Ein Teil des interdisziplinären Forscherteams stellt die Ergebnisse vor

Ein Teil des interdiszipliären Forscherteams stellt die Ergebnisse vor.

v.l.: Marc Händel (ÖAI), Max Resch (UWK), Anja Grebe (UWK), Thomas Einwögerer (ÖAI), Sigrid Rulitz (GFF NÖ)

@ GFF NÖ
Knochen im Scanner und Darstellung am Bildschirm

Bei einem Pilotprojekt im Jahr 2018 wurden Teile des Skeletts μCT-gescannt und die Knochen virtuell von anhaftendem Sediment befreit. Mit den 3D Modellen der Knochen und den Oberflächenscans der Freilegung konnten Teile der Bestattung virtuell rekonstruiert werden. Zusätzlich wurde der Prototyp einer Datenbank erstellt um die gewonnenen Daten, die Scans der Freilegung und Daten für museologische Zwecke zu organisieren und archivieren. 

Bild rechts: Knochensegmente im μCT-Scanner; Bild links: Darstellung der gescannten Daten am Bildschirm.

© GFF NÖ
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